Ludwig,der Rohdiamant
Das ist Ludwig.
Er kam aus einem Shelter in Istrien nach Deutschland zu seiner neuen Familie. Ludwig ist ca 2 Jahre alt, ein echter Wirbelwind und manchmal noch ungestüm. Hunde-Alltag in Deutschland: das ist ein ziemliches Päckchen für einen Hund wie Ludwig. Seine Halterin kam zu uns, um ihm eine Beschäftigung zu geben, denn Ludwig lernt unglaublich gerne und enorm schnell. Zum Kennenlernen begann ich mit kleinen Tricks, Slalom, Kringel, Pfote geben. Kein Problem für Ludwig, aber erwartungsgemäß war unsere wichtigste Aufgabe, ihn das „Warten“ zu lehren. Entspannung zwischen zwei Aufgaben, in einer anstrengenden Situation, auch außerhalb unserer Stunden, einfach hinliegen und nichts tun?
Ich begann gemeinsam mit Ludwigs Besitzerin mit einem Warte Training nach dem Freudenweg Prinzip. Ludwig erwies sich als absolutes Schätzchen. In der ersten Stunde schaffte er er schon, sich innerhalb von 8 Minuten selbstständig abzulegen, nach einiger Zeit legte er sogar den Kopf auf die Pfoten und begann ruhig und entspannt zu atmen. Bei der zweiten Pause waren es nur noch 4 Minuten. Wir arbeiten noch indoor, denn Ludwig soll in kleinen Schritten seine Aufgaben meistern, unser Fokus liegt darauf, daß er jedes Training erfolgreich meistert.
Gestern war unsere dritte Trainingsstunde. Er zeigte wieweit er mit den neuen Tricks gekommen, war mittlerweile gehört auch ein „Aussen“ dazu und ein Sitz/Platz/Steh.
Er lernte den Fitness Parcours kennen, untersuchte mit großen Interesse den engsten Tunnel, meisterte Balance Board und Donut Kissen und stellte erstaunt fest, daß er seine Hinterbeine aktiv benutzen konnte. Dann kam noch das Fahrrad hinzu. Anfangs war er skeptisch, denn vor solch einem Ding hatte er sich sehr erschreckt. Nach kurzer Zeit folgte er mir äusserst interessiert, als ich dann mit Rad durch den Raum rollte und befand uns- mich und das Rolldings- als ein wenig langweilig.
Noch immer ist er euphorisch wenn er gelobt wird, aber sobald Warten angesagt ist legt er sich in kürzester Zeit selbstständig ab und schnauft entspannt durch, putzt sich vielleicht ein wenig oder betrachtet uns gelangweilt.
Sicher werden wir nun nicht in diesem Tempo fortfahren, die Aufgaben werden schwieriger werden und somit unsere Trainingsschritte kleiner: Fokus Erfolg!
Aber es ist unglaublich, wie dieser Hund mit seiner Geschichte in sein neues Leben eintaucht!
Eines an Ludwig ist ganz besonders- er hat eine Gabe, die kein Training ihm vermitteln kann: er spürt, wenn jemand seine Unterstützung braucht.
Die Tochter der Familie ist durch ein Handicap stark eingeschränkt, die Mutter seiner Halterin leidet an Demenz. Beiden Menschen begegnet Ludwig vom der ersten Augenblick an mit Fürsorge, bietet Körperkontakt an, der ungestüme Hund wird rücksichtsvoll und passt sich den Bedürfnissen seiner Schützlinge an. Weder unerwartete Bewegungen noch laute Worte beeinträchtigen ihn, sein sein großes Herz und seine unendliche Geduld sind unglaublich.
Deshalb hat die Familie beschlossen, mit ihm die Ausbildung zum Assistenzhund anzugehen. Gemeinsam mit einer spezialisierten Trainerin wird Ludwig nun vorbereitet. Den Gesundheitscheck bestand er mit Bravour, die erste Einschätzung der Trainerin auch. Ein wenig müsse man noch an seiner Impulskontrolle arbeiten, aber sein Verhalten seinen Schützlingen gegenüber war so beeindruckend, daß sie ihn als Rohdiamant bezeichnete. Ich stimme voll uns ganz zu. Hunde wie Ludwig gibt es selten.
Die Ausbildung zum Assistenzhund ist völliges Neuland für mich. Deshalb habe ich mich entschlossen, als „Assistentin“ der Assistenzhunde Trainerin einfach da zu sein, meinen bescheidenen Teil dazu beizutragen, daß Ludwig seine große Aufgabe meistert.
Wir werden weiter „sportliche“ Aufgaben für ihn finden, er soll ja neben seiner Aufgabe auch noch ein „Privatleben“ haben. Wir haben sogar schon ein Lied für seine erste Choreografie, und er ist dabei zu lernen, eine Folge von Aufgaben zu absolvieren. Unser Training zur Impulskontrolle wird nach und nach an verschiedenen Orten fortgeführt.
Auf die Gehorsams Prüfung werden wir ihn bestens vorbereiten. Und ansonsten werde ich seinen Weg zum Assistenzhund beobachten, die Anregungen der Trainerin aufgreifen und mich sehr freuen, an seiner Entwicklung teil zu haben.
In einem bin ich mir mit Ludwigs Besitzerin einig: sollte er aus irgendeinem Grund die Ausbildung nicht schaffen, ist das kein Beinbruch! Dann bleibt er halt ein „normaler“ Hund. Aber einer mit einer ganz besonderen Gabe.
Wenn Ihr wissen wollt, wie es mit Ludwig weitergeht, schaut einfach mal rein.
